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Robotic Natives: Was gestern das Tattoo, ist morgen der Chip unter der Haut

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artificial intelligence - human or robot?

Wenn etwas die Digital Natives besonders auszeichnet, dann ist es ihr Talent zum hybriden Leben sowie das Managen multipler Identitäten. Mit enormem Aufwand hegen und pflegen sie ihre soziale Reputation im Netz, ihre verschiedenen Identitäten (die visuelle auf Instagram, die private auf WhatsApp oder Telegram, die berufliche auf LinkedIn usf.). Leichtfüßig bewegen sie sich durch die „fluide Moderne“, konstruieren und dekonstruieren dabei passgenau ihre Identität.

Always on, always connected. Vier von fünf Smartphone-Nutzern nehmen ihr Smartphone nachts mit ins Bett (Quelle: KRC Research), Betonung liegt auf ins Bett. Der Lover kommt und geht, das Handy bleibt. Noch nie war die Bindung zwischen Mensch und Technologie so eng wie heute in diesem flüssigen Zeitalter, in dieser Augmented Reality, in der alles mit allem verschmilzt – unser libidinöses Verhältnis zum Smartphone ist nur das augenfälligste Beispiel. Keine Frage, nicht nur On- und Offline konvergieren, auch die Technologie wächst immer mehr an den Menschen heran, ob Wearables, Fitness-Bänder, Sensoren oder Chips. Es ist der Gang der Evolution hin zum Cyborg, bei dem Mensch und Maschine, Biologie und Technologie verschmelzen. Was gestern das Tattoo, ist morgen der Chip unter der Haut.

Die US-amerikanische Investmentfirma Deep Knowledge Ventures hat einen Algorithmus in ihr Board of Directors entsandt – man mag darin einen schwachsinnigen Aktionismus sehen oder eben einen natürlichen Übergang auf dem Weg von den Digital Natives zu den Robotic Natives. Die Jungen – also die Generation Z – gestalten diesen Übergang in den nächsten Jahren quasi beiläufig, während die Altvorderen (zu Recht) noch heftig darüber diskutieren, wie man Gesellschaft und Wirtschaft in der Industrie 4.0 gestalten will und ob – angesichts einer Substitution vieler Jobs durch die Automatisierung – der Algorithmus sozialversicherungspflichtig werden muss.

marioDie einen feiern die neue “Bio-Diversität“ – also die Artenvielfalt der Service-, Industrie-, Pflege-, Lehr-Roboter etc. und applaudieren so infantilen Gadgets wie (auf der vergangenen ITB) dem Rezeptions-Roboter Mario (Ghent Mariott Hotel), 57 cm groß, spricht 19 Sprachen, aber hallo! Im Jahr 2020 soll es laut „Research and Markets“ weltweit rund 30 Millionen Alltagsroboter geben, die ihre Arbeit verrichten. Die anderen werfen düstere Prognosen in den Ring: 45 Prozent aller Arbeitsplätze könnten, so eine Studie von A.T.Kearny, in den nächsten zwei Jahrzehnten der Automatisierung zum Opfer fallen. Das Weltwirtschaftsforum wiederum sieht in den Industrieländern rund fünf Millionen Jobs in den nächsten fünf Jahren durch Robotik und Automatisierung substituiert.

Die Angst vor den Auswirkungen technologischer Revolutionen ist so alt wie die Menschheit selbst – historisch jedoch führten Technologiesprünge (und das sind Robotik und Industrie 4.0) stets nicht nur zu neuem Wirtschaftswachstum sondern – langfristig! – zu mehr (und anderen) Jobs.

Fact ist, die smarte Produktion von morgen erfolgt in immer intelligenteren Systemen (Cyber-Physical-Systems, Big Data etc.) in immer smarteren Wertschöpfungsnetzen. Algorithmen und Roboter etc. erledigen dabei zunehmend komplexere Aufgaben. Wie bei jeder technologischen Disruption wird es neue Jobs mit neuen Berufsbildern (z.B. IoT Solution Architect) geben – gleichzeitig aber lösen sich viele (auch kognitiv anspruchsvolle) Berufe wie Sachbearbeiter, Rechtsanwälte etc. auf. Angesichts der demografischen Entwicklung (Alterung der Gesellschaft) und des Fachkräftemangels könnten sich, je nach Nettozuwanderung, die Auswirkungen von Demografie und Automatisierung aber die Waage halten.

fabrikVor dem Hintergrund der künstlichen Intelligenz (Industrie 4.0) geht es somit entschieden um die Neu-Organisation sowie Neu-Definition der Arbeit. Soll es ein bedingungsloses Grundeinkommen geben, also eine Entkoppelung Erwerbsarbeit-Einkommen, wie es Neoliberale ebenso fordern wie Linke (aus jeweils anderem Blickwinkel) und wie es derzeit im Silicon Valley, in der Schweiz und Finnland massiv diskutiert wird? Solche und andere politisch-ethische Diskussionen über die Sicherung des Sozialstaats, über Digitale Dividende etc. werden wir intensiv führen müssen.

© sarah5 - Fotolia.com_Fotolia_62669562_M_

Der Geist ist längst aus der Flasche – die Roboter sind längst nicht nur in Südostasien im Einsatz, in Fabriken und Altenheimen und an Hotel-Rezeptionen… Die Robotic Natives – die Mitglieder der Generation Z – werden das Co-Working der Zukunft entschieden anders definieren, nämlich als Teamwork von Menschen und kollaborativen Robotern, die gemeinsam Probleme lösen. Es hängt von der strategischen Weitsicht der Menschen ab, ob sie eines Tages Haustiere der Roboter sein werden oder umgekehrt…

Link: Wie die Zusammenarbeit Mensch und Roboter aussehen könnte: der humanoide Roboter „Atlas“ (von Boston Dynamics, einer ehemaligen Google-Tochter): https://www.youtube.com/watch?v=rVlhMGQgDkY


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